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Söchau: Ein Dorf gibt sich auf und keiner hats bemerkt?

Gespeichert von Söchauer Info am Sa., 24.08.2024 - 19:08

Eine Geschichte mit einem etwas anderen Blick auf die Realität

Aufgrund der nicht zu übersehenden Berichte in Tageszeitungen und Fernsehmeldungen ist unser Redakteur in Begleitung nach Söchau gereist, um eine authentische Bestandsaufnahme zur Frage des Zusammenschlusses mit Fürstenfeld zu machen.

Zur Einstimmung nahmen wir gegen 10 Uhr Vormittag einen Kaffee in der regionalen Bäckerei. Danach besuchten wir den Kräutergarten. Im Ortszentrum trafen wir auf einige betagte Bewohner des kleinen Ortes Söchau, die auf Nachfrage allesamt im unmittelbar in der Nähe befindlichen Betreuungsheim einer national tätigen Firma wohnen. Sie nützten den Samstag-Vormittag, um im nahegelegenen Nahversorger noch ein wenig einzukaufen. Während des Gesprächs erlangten wir den Eindruck, dass es beim Einkaufen aber vorrangig darum ging Menschen zu treffen und ein bisschen Kontakt zu pflegen. Wir stellen fest, dass sich hier viele noch mit Vornamen ansprechen und einander freundlich grüßen. Das ermutigt uns, offen auf die Leute die wir treffen zuzugehen.

Die rüstige Margarethe erzählt, dass nun schon nach 12 Uhr Mittag die Gehsteige in Söchau hochgeklappt werden. Mit der „Schließung der Gemeinde“ so wie sie es nennt hat sie nichts zu tun, weil sie am Gemeindeamt nichts braucht, weil für sie das alles erledigt wird.

Eine unmittelbare Anwohnerin steigt in die Diskussion ein. Sie fühle sich mit dem Ansinnen des Gemeinderates zu Fürstenfeld dazu zu kommen vor den Kopf gestoßen. Sie habe die wirtschaftlich guten Zeiten erlebt. „Der Ort war das blühende Leben“ führt sie weiter aus, denn zahlreiche Geschäfte hätte es gegeben, darunter mehrere Gasthäuser, eine Trafik, 3 Nahversorger, Friseur, Bäckerei, Schuhgeschäft, Blumenladen, Elektrogeschäft und andere. Söchau sei – so erzählte bereits ihr Großvater – begehrtes Ausflugziel der vornehmen Wiener Gesellschaft gewesen, die zur Sommerfrische in Schaaren kam, weil die Anbindung mit dem Zug so gut war. Sie bittet uns einen Moment zu warten und zeigt uns dann ein Buch das 2009 herausgegeben wurde und die Ortsgeschichte des Kräuterdorfes Söchau in Wort und Bild veranschaulicht. Wir borgen uns das Buch aus und schländern staunend und forschend Richtung Bahnhof weiter.

An einem der Zäune sehen wir Tafeln an denen Fragen zum „Anschluss an Fürstenfeld“ formuliert sind. Nebenan dann noch die Möglichkeit als Vorbeigehender selbst weitere Fragen zu formulieren und den Hinweis, dass Demokratie die Teilhabe der Bürger*innen an der politischen Willensbildung sei! Das finden wir spannend und versuchen als Außenstehende auch noch Fragen zu formulieren, was beim ersten Versuch gar nicht so einfach gelingt.

Als wir den Bahnhof erreichten, setzten wir uns auf die schattig gelegene Bank, die – um mit den Worten der „Anwohnerin“ zu sprechen auch schon „blühendere Zeiten“ erlebt hat. Wir blätterten im Buch, stellten fest, dass der ehemalige Dorfwirt nun ein schickes „Wotel“ geworden war und machten uns langsam auf den Rückweg.

Im Garten wo wir am Zaun die Tafeln gesehen hatten, versorgte nun eine Frau ihre Paradeisstauden. Wir sprachen sie an und fragten, wie ihre Meinung zur „Fusionierung mit Fürstenfeld“ ist. Sie erzählte, dass sie hier hergezogen war, als die Struktur des Orts noch in Ordnung war. Im letzten Jahr hatte es dann große Aufregung um die drohende Schließung des Nahversorgers gegeben im Zuge dessen sie den Bürgermeister eindringlich aufgefordert hatte, etwas gegen den Niedergang Söchaus zu unternehmen.

„Wenn der Nahversorger weg ist, wie lange wird es dauern, dass auch die Bank schließt und nach ist der Bank das Gemeindeamt dran?“ hatte sie ihn damals gefragt. Und ja, die Bank hat ohne große Ankündigung am 19.4. geschlossen, der Nahversorger konnte zwar erst einmal gerettet werden, aber sie sehe schwarz, wenn dann alle Söchauer wegen der Amtswege - ganz ohne Nachhaltigkeit - nach Fürstenfeld fahren müssten, um gelbe Säcke zu holen, dann würden immer mehr Bewohner auch gleich dort einkaufen, weil einfach die Auswahl besser sei. Für für die Bevölkerung wünscht sie sich, dass diese auch in Zukunft noch den Arzt mit Hausapotheke zu Fuß aufsuchen kann und die Kinder Spaß im schönen ortseigenen Schwimmbad haben können – ganz ohne Schickimicki und Investorenschmarrn! Und nein, sie sei mit ihrer Meinung nicht alleine, es gäbe immer mehr die ähnlich denken und es würden auch immer mehr werden, die es sich zu sagen trauen.

Wir gingen weiter, verblüfft und beeindruckt. Das Buch brachten wir mit Dank noch an die Anwohnerin zurück, die uns zum Abschied ein Lächeln schenkte.