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Unser SPAR sperrt zu!

Gespeichert von Söchauer Info am Mi., 13.09.2023 - 10:44

Artikel in Arbeit!

Hinweis:Aufgrund der recht dürftigen Informationspolitik seitens der Gemeinde sind wir noch dabei Informationen zu recherchieren. Hinweise und Vorschläge nehmen wir gerne entgegen. Bitte an: mm@mediaweb.at oder martin.j.h.mair@protonmail.com

Fast wie aus heiterem Himmel traf uns am Montag, 4. September 2023, die Mitteilung, dass der nur drei Häuser von uns entfernte hoch geschätzte, noch privat geführte Nahversorger SPAR in Söchau per 1. Dezember zusperrt. Dass mit der Pensionierung von SPAR Söchau Geschäftsführer Leo Wiedner das Ende des letzten Nahversorgers in Söchau droht, war uns zwar bekannt, wir sind aber immer davon ausgegangen, dass dieser Familienbetrieb so lange aufrechte erhalten werden würde, bis die großteils aus Familienmitgliedern bestehende Belegschaft von insgesamt 7 Personen auch das Pensionsalter erreicht haben würde.

Noch im Frühjahr haben wir erfahren, dass der SPAR Söchau entsprechend Konzernvorgabe das neue SPAR Kassensystem angeschafft hatte, mit dem der SPAR Konzern jeden Einkauf im Detail mit den Personendaten der Einkäufer*innen verknüpfen möchte, also auswerten will, wer genau welche Produkte wann eingekauft hat!

Doch es geht sich hinten und vorne nicht mehr aus, auch wenn ein Umsatz von 1,5 Millionen viel klingt.

Folgende Kostensteigerungen haben offenbar dem SPAR Söchau den Rest gegeben:

  • Massiv gestiegene Kosten für Strom
  • Hoher Investitionsbedarf aufgrund veralteter, energiefressender Technik. Kühltruhen sind schon außer Betrieb gefallen. Jede notwendige Reparatur / Neuanschaffung wäre kaum noch zu finanzieren
  • Steigenden Investitionsbedarf durch Vorgaben des SPAR-Konzerns. Ab 1.1.2025 gilt eine von Leonore Gewessler in den Nationalrat eingebrachter Pfand auf Einweggetränkedosen und -flaschen. Obwohl eine Ausnahme für kleine Geschäfte vorgesehen ist, besteht der SPAR-Konzern darauf, dass auch die kleinen, unabhängigen SPAR-Filialen sich bis zu 40.000 Euro teure Rückgabeautomaten anschaffen.
  • Als Familienunternehmen beschäftigt der SPAR in Söchau seine Mitarbeiter*innen bis zur Pension anstatt diese wie bei Konzernen üblich, aus dem Job zu mobben. Dank laufenden Gehaltsvorrückungen steigen dementsprechend die Lohnkosten. Die bereits in den 1980er Jahren andiskutierte Verflachung der Gehaltskurve wurde kaum umgesetzt.

Leo Wiedner musste also die Notbremse zeihen, denn Unterstützung seitens der Politik war nicht in Sicht, damit der letzte Nahversorger des einst stolzen Fremdenverkehrsortes die Nahversorgung der Söchau Bevölkerung weiter sicher stellen kann. In Glanzzeiten hatte Söchau noch 5 Wirtshäuser - von denen das letzte bereits vor rund 10 Jahren zusperrte - mehrere allgemeine Nahversorger, einen Drogeriemarkt, eine Tabak-Trafik, ein Elektrogeschäft, eine Poststelle, zwischenzeitig sogar einen Blumenladen und ein Sonnenstudio und  sonst noch einiges.

Ab ersten Dezember gibt es neben der Bäckerei und Konditorei Wilfling, dem Selbstvermarkter "Lorenz" und der Honigmanufaktur "Aurum Liquidum" für Bürger*innen keine Möglichkeit mehr, Produkte des täglichen Bedarfs in einem vor Ort (ohne Inbetriebnahme eines Transportmittels (Bus, PKW, Bahn, etc.)) geführten Geschäft einzukaufen.

Was bedeutet das Ende vom SPAR Söchau?

Auf den ersten Blick mag aufgrund der nahen vormaligen Bezirkshauptstadt Fürstenfeld mit ihren noch zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten die Lage in Söchau noch nicht so dramatisch scheinen. Der Wegfall des letzten allgemeinen Nahversorgers bedeutet für Söchau allerdings das Ende jeglicher fremdenverkehrsträchtiger Attraktivität. Von den einstigen Glanzzeiten als Sommerfrischeort, der vor allem durch Wiener in den "wilden 1920er Jahren" stark frequentiert war, zeugen heute nur noch die zwei Hotels im Ort. Die Gehsteige werden ohnehin jeden Samstag nach Geschäftsschluss beim Wiedner-SPAR hochgeklappt und im Ort ist nichts los, außer man ruft zu Zellerfest oder Aktivitäten der Feuerwehr.

Die Auswirkungen sind vielfältig und zum Teil dramatisch:

  • Vor allem ältere Personen haben keine ohne Auto erreichbare Nahversorgung mehr. Älteren Menschen droht zudem dank einer von der EU-Kommission in Betracht gezogenen alle 5 Jahre zu leistenden "Fahrtauglichkeitsüberprüfung" der Entzug des Führerscheins, womit jene Menschen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet haben, endgültig zu auf fremde Hilfe angewiesene "Sorgefälle" werden.
    Erst Anfang September demonstrierten in Oberwart Senior*innen als "Rollator-Gang", um gegen die geplante Schließung einer billa-Filiale zu demonstrieren, weil es die einzige war, die sie "zu Fuß" noch erreichen konnten. Vorerst sogar sehr erfolgreich, denn bereits zweit Tage nach der kreativen Demo nahm der billa-Konzern die Schließungspläne zurück.
  • Insbesondere die Bewohner*innen des SeneCura Pflegeheims haben überhaupt keine Einkaufsmöglichkeit mehr! Diese Menschen sind besonders arm dran. Wer im Pflegeheim wohnt, hat kein Auto und auch sonst wenig Möglichkeiten, Abwechslung und Menschenwürde in den Alltag zu bringen.
  • Ein, wenn nicht der wichtigste, Alltagstreffpunkt in Söchau geht verloren. Der tägliche Einkauf ist die einzig verbliebene Möglichkeit im Alltag, überhaupt noch seine Mitbewohner*innen anzutreffen. Der SPAR ist sozusagen die Informationszentrale von Söchau, wo mensch Neuigkeiten austauschen kann. Der SPAR von Leo Wiedner zeichnete sich eben durch besonders familiäre Atmosphäre aus, wie sie bei einem Konzern-SPAR mit oft wechselndem Personal wohl nicht zu finden sein wird.
  • Beim privat geführten SPAR wird der Kunde aufgrund des persönlichen Verhältnisses noch als Mensch behandelt und werden individuelle Wünsche ernst genommen. Wo sonst kann man noch mal kurz etwas anschreiben lassen, wenn man seine Geldbörse vergessen oder zu wenig Geld mit hat? Wo sonst kann man auch am Wochenende gekühltes Bier aus dem unversperrten Außenkühlschrank holen und am Montag, wenn das Geschäft wieder offen hat, zahlen? "Kauf auf Vertrauen" hieß das beim Leo. Wo gibt's das heute noch?
  • 5 Mitarbeiterinnen, die kommenden Jahres nicht den sicheren Hafen der Pension erreichen können, werden sich nach neuer Arbeit umschauen müssen. Für ältere Menschen ist das in Österreich trotz von der Wirtschaft beklagten Fachkräftemangels aufgrund der nach wie vor eklatanten Altersdiskriminierung immer noch eine höchst mühsame Sache!
  • Selbst wenn es gelingen sollte, den SPAR-Konzern zum Bau einer neuen SPAR-Filiale zu gewinnen, gehen lokale Arbeitsplätze verloren, denn der SPAR-Konzern wird sein Personal nach eigenen, rein wirtschaftlichen Kriterien rekrutieren und in erster Linie auf jung und billig setzen. Es wird der Firmenleitung auch herzlich egal sein, ob diese Mitarbeiter*innen aus Söchau selbst stammen bzw. ist sogar zu vermuten, dass die Nähe zu den Geschichten der persönlich bekannten Familien sogar ein Manko für eine Weiterbeschäftigung sein könnte?!
  • Der SPAR Söchau befindet sich knapp neben der Söchauer Raiffeisenfiliale, die mit nahender Pensionierung des Filialleiters schon der nächste Zusperrkandidat ist. Erst heuer hat diese Filiale ihr eigenes Ende mit Installation eines neuen Bankomaten, mit dem man auch ohne Betreten der Filiale selbst Überweisungen tätigen kann, mehr oder weniger vorausgeplant. 
  • Auch der Skoda-Autohändler mit angeschlossener Autowerkstätte wird zunehmend von Konzernvorgaben pressiert.
  • Für die Gemeinde Söchau bedeutet der Wegfall von 7 Arbeitsplätzen natürlich geringere Steuereinnahmen sowie den Verlust von Subventionen, die an das Vorhandensein einer Nahversorgung gebunden sind! Die Überschuldung Söchaus - ein Kredit für den Neubau des Kindergartens muss noch über Jahre hinweg abgestottert werden - lässt für Neuinvestition in der sowieso finanzschwachen Gemeinde mit nicht einmal ganz 1500 Einwohner*innen zudem wenig finanziellen Spielraum zu.
  • Regionale Landwirtschaftsbetriebe verlieren eine Möglichkeit, ihre Produkte der Laufkundschaft anzubieten. Als privat geführter SPAR hatte der SPAR in Söchau noch einiges an selbst bestimmbarem Handlungsspielraum, während vom SPAR Konzern geführte Filialen, das tun müssen, was die Konzernzentrale vorgibt.
  • Radfahrer, Wanderer, Besucher des Kräutergartens oder Besucher von Insassen der Sene Cura und eine Vielzahl an Arbeiter*innen die im Ort einer Beschäftigung nachgehen, werden darunter leiden, sich nicht einmal mehr Jause kaufen zu können.
  • Weiters gibt es wieder ein Geschäft weniger, das gerne Bargeld entgegengenommen hat und es stellt sich uns die Frage, ob der SPAR-Konzern seine kleinen Franchiseunternehmer mit vollem Kalkül an die Wand fährt, weil er den bargeldlosen Zahlungsverkehr etablieren und hundertprozentig umsetzen möchte?!
  • Mit dem Wiedner-Spar verschwindet auch der einzige verlässliche, umsichtige Postpartner im Ort. Auf Nachfrage direkt beim Bürgermeister und der Anregung, dass der Postpartner im Gemeindeamt untergebracht werden könnte, kam eine prompte Absage.
  • Nicht zu unterschätzen ist, dass mit Verlust des letzten Nahversorgers ALLE Grundstücke deutlich an Wert verlieren! Schon jetzt ist es schwer, Käufer*innen zu finden, weil Banken in den vergangenen Jahren immer größere Hürden bei der Vergabe von Krediten an Private eingeführt haben und immer öfter die Finanzierung des Kaufes eines Eigenheimes verweigern. Die weitere Folge könnte sein, dass finanzkräftige Investoren unsere Grundstücke sozusagen zum Ramschpreis aufkaufen und uns so sprichwörtlich den eigenen Boden unter unseren Füssen wegziehen!

Die Politik hat versagt

Anstatt das Überleben des von Leo Wiedner geleiteten Familienbetriebes zu sichern, hat sich der Söchauer Gemeinderat eher als Totengräber der eigenen Nahversorgung betätigt: In der Gemeinderatssitzung Ende Dezember 2022 wurde bereits über die Verbreiterung der Brücke der Landesstrasse diskutiert, die für die Errichtung eines Konzern-SPARs auf der grünen Wiese bei der Feuerwehr notwendig sei. Wie die Existenz des bestehenden, von einer Söchauer Familie privat geführten SPARs wenigsten verlängert werden kann, darüber wurde nicht ein Wort "verschwendet". Es schien schon längst ausgemachte Sache zu sein, dass nicht ein lokaler Familienbetrieb die Nahversorgung Söchaus sichern soll, sondern der SPAR-Konzern, auf den die Söchauer Bevölkerung wohl keinerlei Einfluss haben würde.

Bezeichnend an der Gemeinderatssitzung war auch, dass bei der Diskussion über die von Bürgermeister Josef Kapper (ÖVP) weiter aufgeschobene, längst überfällige Bürger*innenversammlung nur beklagt wurde, die Bevölkerung würde kein Interesse an der Bürger*innenversammlung zeigen, ohne auf die Idee zu kommen, dass die eigene Nichtinformationspolitik wesentlichen Anteil daran hätte.

In den Söchauer "Amtsnachrichten" erfahren wir Söchauer*innen nämlich gar nichts über die Arbeit des Gemeinderates bzw. des Bürgermeisters und schon gar nichts, über die vielfältigen, sich weiter verschärfenden Probleme, mit denen wir Söchauer*innen konfrontiert werden. Außer vielen bunten Fotos von Jubiläen, Vereinsveranstaltungen usw., die eine heile Welt vorgaukeln, ist da kaum etwas zu finden.

Eine Gemeindezeitung könnte doch dazu genutzt werden, uns Söchauer*innen dazu zu animieren, doch wieder vermehrt lokal einzukaufen und das Überleben der wenigen verbliebenen Betriebe zu sichern!

Ohne aktive Einbeziehung der gesamten Bevölkerung, wird der Niedergang Söchaus aufgrund der dem Kapitalismus schon alleine aufgrund der Zinseszinsdynamik inne wohnenden Tendenz zur Vernichtung des Kleingewerbes durch die Marktmacht der großen Konzerne kaum zu bremsen, geschweige denn zu stoppen sein.

Handlungsmöglichkeiten: Sichern wir unsere Nahversorgung!

  • Das allermindeste was wir Söchauer*innen angesichts dieser Katastrophe machen können, wäre es, durch unseren Einkauf mitzuhelfen, die Außenstände des SPAR Söchau zu reduzieren. Leo Wiedner, der viele Jahre hindurch durch harte und zum Teil auch unbezahlte Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Alltagsleben in Söchau geleistet hat, soll in seinen verdienten Ruhestand ohne offene Rechnungen gehen können!
    Die Regale des SPAR Söchau leeren sich zum Teil bereits, weil nicht tagtäglich nachgefragte Produkte nicht mehr nachbestellt werden. Das SPAR-Team nimmt sicher gerne Vorbestellungen entgegen, auch von Produkten, die der SPAR Söchau sonst nicht geführt hat. Es können und sollen ruhig auch größere Mengen bestellt werden, sodass das Auspacken und ins Regal verbringen, tunlichst vermieden wird.
  • Wenden Sie sich an Bürgermeister Josef Kapper bzw. Gemeinderät*innen Ihres Vertrauens, damit die Gemeinde alle Möglichkeiten ausschöpft, damit wenigstens eine konzernfreie Alternative die das Geschäft durch neue Betreiber*innen weiterführt,  gefunden wird. Sie können sich auch an Landespolitiker*innen wenden, damit diese endlich aktiv mehr unternehmen, um unsere Regionalversorgung zu sichern!
  • SPAR selbst könnte Schadensbegrenzung betreiben, in dem er den Mitarbeiter*innen des Wiedner-SPAR anbietet, sie bis zur Pensionierung in einer nahegelegenen SPAR-Filiale zu beschäftigen. Das würde auch einen Teil des verlustig gegangenen Vertrauens der Konsument*innen zurückbringen.
  • Eine andere, längerfristig noch bessere Möglichkeit, wäre der Aufbau einer Genossenschaft, um einen Nahversorger ganz nach unseren Bedürfnissen und Ideen aufzubauen oder wenigstens im kleineren Rahmen eine Food-Coop wie den Scherhaufen in Jennersdorf.
  • Keinesfalls sollte der SPAR-Konzern für seine auf die Vernichtung der kleinen, unabhängigen SPAR-Filialen gerichteten Konzernpolitik belohnt werden, indem man schön brav mit dem Auto nach Fürstenfeld zum Eurospar fährt! In Übersbach befindet sich mit der von der Familie Spörk geführten "nah und frisch"-Filiale der nächste unabhängige Nahversorger. Wenn schon SPAR, dann bitte beim Eurospar in der Hauptsstraße 32 (beim Kreisverkehr bei der Raiffeisenfiliale), solange dieser noch als Familienbetrieb geführt wird.

Wenn Sie über weitere Schritte zur Sicherung der Nahversorgung und andere Themen, die Söchau und Umgebung betreffen, informiert bleiben wollen oder selbst etwas beitragen wollen, dann abonnieren sie bitte unseren NEWSLETTER!

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